Perry Rhodan 2878 gelesen …

Perry Rhodan 2878 gelesen … und ich hätte mir da mehr erwartet – bzw. weniger.

Das klingt jetzt auf den ersten Blick paradox, ist aber meiner Meinung nach des Pudels Kern, warum dieser Roman bei mir definitiv nicht gezündet hat.

Da soll der arme Uwe Anton mal eben zwei Jahre Entwicklung in der Milchstraße, die komplette Restaurierung der kläglichen Reste der RAS TSCHUBAI, die Reise von der Milchstraße zur weit, und damit meine ich wirklich weit, entfernten Galaxie Orpleyd beschreiben, gerade angekommen die Lage auskundschaften und dann natürlich gleich ein paar Einheimische vor den lokalen Unterdrückern retten. Und das dann natürlich noch zusammen mit der Bildung der neuen „fantastischen Vier“ bestehen aus den beiden Identifikationsfiguren des letzten Atlan-Handlungsstrangs, Lua Virtanen und Vogel Ziellos, Perrys Enkelin Farye Sepheroa und natürlich Gucky. Das Ganze dann noch bitte in den gesellschaftlichen und ökonomischen Kontext einer Postkatastropengesellschaft eingebettet. Und dabei Sende-of-Wonder, Abenteuer und einen Hauch von tiefgründiger Tragik versprühen.

Schwirrt der Kopf? Es bisschen viel auf einmal, nicht wahr?

Uwe Anton hat sich dabei für eine strikt chronologische Abhandlung der Geschehnisse entschieden. Möglicherweise war die auch vom Exposé vorgeschrieben. Natürlich hätte man das auch mit Rückblenden in einer geschlossenen Rahmenhandlung versuchen können, aber das hätte den Wust von zu vermittelnden Aspekten auch nicht verringert.

Dieser Roman ist einer der SF-Geschichten, die mich zum Selber-Schreiben gebracht haben. Jede Menge Denkanreize, aber was wirklich entscheidend ist – die Frage, ob man das nicht irgendwie anders besser hinbekommen hätte. Die Frage ist unfair, irgendeinen Tod muss man schließlich doch sterben, aber dennoch eine gute Frage. Die Figur Vogel Ziellos war, meiner Meinung nach, ein guter Aufhänger für die Geschichte, hätte aber viel konsequenter und mitdenkender sein müssen, um dem Roman ein festes Fundament zu liefern.

Der Wechsel zwischen Gucky und Vogel Ziellos als Perspektivfiguren hat verhindert, das man wirklich in die Geschichte eintauchen konnte. Ja, es ist sehr, sehr viel passiert, aber es fehlte das eine Grundthema, das den roten Faden durch die Geschichte bilden konnte. Das Thema war mit dem Schiff als Heimat schon angerissen, es hätte aber konsequenter als Hauptkonflikt ausgebaut werden können – mit den ganzen Exposé-Punkten als Wegmarken. Alle Pusselsteine waren vorhanden.

Hier wurde eine ganze Menge Potenzial verschenkt. Das ist leider das Thema, das sich seit 2700 konsequent und in Perfektion durch die Serie zieht. Ja, es gab und gibt Lichtblicke – eine ganze Menge sogar – aber es fehlt dem Ganzen die Vision, das Grundthema. Der konzeptionelle rote Faden, der verhindert, dass es im Mittelbau dermaßen knartscht und das ganze Potenzial wirkungslos verpufft. Es fehlt die Verdämmung, die aus dem schnell verbrennenden Schießpulver die gewaltige Explosion werden lassen, die es eigentlich geben sollte, wenn man das eigentliche Potenzial mal abwiegt.

Als Maschinenbauer stellen sich mir bei den Verlusten die Zehennägel auf. Es liegt nicht am Einsatz, sondern viel mehr daran, das vom Einsatz wenig effektiv ankommt. Eine Sache, die ich mir sehr frustrierend vorstelle.

Es reicht nicht, lauter tolle Pusselsteine in den Ring zu werfen und dann auf das Beste zu hoffen. Nach Antoine de Saint-Exupery: „Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

Das ist vielleicht etwas hochgegriffen und möglicherweise unfair, aber es trifft meiner Meinung nach des Pudels Kern. Hinter jeder guten Geschichte steht eine große Frage, wenn nicht sogar eine Sehnsucht.

Und sei es Vogel Ziellos Frage: „Wo gehöre ich hin?“

* PERRY RHODAN ®, ATLAN ® und Mausbiber Gucky ®  sind eingetragene
 Warenzeichen der Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
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