Die Singularität, ein (amerikanischer) Hype ?

Nun eine Webseite/Blog ohne Einträge ist ziemlich langweilig oder?

Also habe ich beschlossen mich aufzuraffen und der Welt meine Gedanken mitzuteilen, auch wenn sie „strange“ erscheinen mögen.

Eine etwas merkwürdige Theorie ist die der „Singularität„. Bei dieser Singularität geht es kurz gesagt darum, das sich die Entwicklung unserer Gesellschaft und ihrer technischen Möglichkeiten immer mehr beschleunigt und zwangsläufig in einer punktuellen, nennen wir es einfachmal Superintelligenz mündet.

Gestoßen bin ich auf diese Idee beim Stöbern nach weiteren Werken meines Lieblings-SF-Autors Vernor Vinge (Ein Feuer auf der Tiefe). Nun es ist zunächst erstmal nur eine Theorie. Es gibt Argumente die dafür und einige die dagegen sprechen.

Wirr wird es allerdings wenn sich eine Gruppe an Leuten zusammen scharrt und, aus was für Gründen auch immer, wirre Ideen von SF-Autoren 1:1 in die Tat umsetzt. Ein Beispiel ist die Bewegung des US-amerikanischen Schriftstellers L. Ron Hubart : Scientology. Meine Meinung zu dem Thema ist: man muss nicht zwangsläufig alles umsetzten nur weil man es kann!

Das bekannteste Beispiele von dem was SF eigentlich sein sollte, ist z.B. 1984. Eine Extrapolation von dem was möglich ist, aber man besser alles daran setzt es nicht Wirklichkeit werden zu lassen.

Aber zurück zum Thema: Warum zum Teufel arbeiten Menschen sehenden Auges daran das Ende der Welt herbei zu führen? Nun die Antwort ist wohl: weil sie es können. Eine Anekdote, deren Quelle mir leider nicht einfällt, ist:

Wenn man in einer dunklen Hölle einen Knopf mit der Aufschrift „Nicht drücken. Dieser Knopf leitet den Untergang der Welt ein“ anbringt, wird fünf Minuten später ein Trottel kommen und ihn drücken. O-Ton des nachher befragten: „Ich wollte einfach mal sehen was passiert“.

Nun so einfach ist das bei der Singularität nicht, dafür muss man schwer was tun, damit diese eintritt. Kein Problem, gründen wir eine Universität deren Ziel es ist diese herbei zu führen. Komische Idee, wird sich jemand fragen der davon zum ersten Mal hört. Warum sollte man das tun? Nun das sollte man die Leute fragen, die diese Universität wirklich gegründet haben. Was wollt ihr in der Matrix? Oder in der Kettenreaktion?

Den das ist das, was die Singularität eingentlich ist: eine technische Kettenreaktion (a), ein funktionierendes Schneeballsystem (b). Nun beides stellt die Frage nach dem „Und dann?“ „Was ist danach?“. Realistisch betrachtet ist keine der Antworten darauf wirklich erfreulich für die die am Ende überig bleiben:

Die technische Entsprechung zur Singularität als Kettenreaktion ist die Atombombe. Ich denke jeder hat genug Phantasie sich vorzustellen was passiert wenn die hochgeht während man auf ihr sitzt. Wenn man weit genug davon weg ist, um der Explosion selbst zu entgehen, hat man nur den langsamen Strahlentot vor sich, auch keine erquickliche Vorstellung. Vielleicht die Motivation unserer Singularität-Universitätsleute: Wenn ich drauf sitze hab ich es eher hinter mir.

Die Singularität als Schneeballsystem. Auch nicht wirklich befriedigend. Schneeballsysteme kollabieren einfach mangels unbegrenzter Resourcen. Zurück bleiben (vielleicht) sehr wenige Gewinner und dafür um so mehr Verlierer. Wie in der Matrix, einer Variante der Singularität interruptus.

Nun wie kommt nun das „(amerikanischer)“ in die Überschrift? Nun zunächst einmal ist das die offensichtliche Quelle dieser Ideen. Eigentlich ist diese Quelle nicht verwunderlich, bezeichnen sich zumindestens die USA als „das Land der unbegrenzten Möglichkeiten“. Also liegt es nahe sich Gedanken über ein Scenario mit unbegrenzten Resourcen also Möglichkeit (a) zu machen. Als Europäer dagegen ist man eigentlich oft genug gegen eine Wand gelaufen, die – ein merkwürdiger Weise in der Nachbarschaft lebender – Mensch da hochgezogen hat*, um zu wissen: zumindest hier gibt es keine unbegrenzten Möglichkeiten. Also einfach aus Erfahrung: Möglichkeit (b). Ein diesen Aspekt zumindestens anschneidendes literarisches Beispiel ist Accelerando des Briten Charles Stross. Neben einer weiteren wichtigen Frage: Kommt man als normaler Menschen da überhaut noch mit? (* wird im Zweifelsfalle die Außenwand seines Hauses sein)

Nun das ganze ist stark vereinfacht und ich will nicht werten was „besser“ ist: zu vorranstürmend oder zu zögerlich. Beides ist gleich schlecht. Denn selbst wenn man sagt, wir sitzen das aus: die Welt ist zu klein dafür geworden. Die großen amerikanischen Firmen sind bereits ein wichtiger Bestandteil ihres eigenen Lebens beworden. Nicht meines, sagen Sie vielleicht? Was für ein Handy haben sie? Wo bestellen sie Bücher und alles weitere was sie so sonst nicht auf Anhieb im Landen nebenan finden? Wenn nicht sie, ihr Nachbar oder ihre Kinder tun es bestimmt!

Was wirklich wichtig ist: Augen auf, und das Gehirn nutzen. Den dafür sind beide Organe gedacht. Auch wenn es manchmal Augenkrebs und Kopfschmerzen gibt. Vielleicht gibt es noch einen Ausweg aus der Katastrophe oder die Dystropie in die wir blind laufen würden.

Genau das, ist das, was gute SF macht: das „was-wäre-wenn?“ fragen. Ihre Aufgabe als Leser ist es dann sich eigene Gedanken zu machen: „ist das wirklich eine gute Sache, wenn das so kommt?“, „will ich das?“ oder ist das einfach nur dummes Zeugs was der da so schreibt?

Nun es gibt immer noch Möglichkeit (c).

Oder (e‘ von f“ aus Wurzel y), das Alphabet bietet noch ein paar Möglichkeiten …

(ich meine es gab mal einen ähnlichen Artikel in der ‚ct, ich hoffe ich hab den jetzt nicht aus dem Kopf heraus abgeschrieben. Falls doch, bitte melden.)

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