FDL Countdown – noch 7 Tage

Das heutige Interview ist heute in zweifacher Weise etwas Besonderes: Erstens fand es zur Abwechslung mal nicht in SL, sondern in Metropolis statt. Und zweitens hatte ich die Ehre dort den rechtschaffend entspannten ChapTer Kornfeld anzutreffen. Nach diesem Interview verließ ich die virtuelle Welt um einiges an Erkenntnis, Wissen und einem wichtigen Baustein für mein eigenes Projekt reicher. Na fast schon erleuchtet – ok fast.

Snapshot_Chapter_003

Hydors Golem: Hallo ChapTer, vielen Dank das du Zeit für ein Interview hast, du steckst wahrscheinlich mitten in den Vorbereitungen für das FDL ?

ChapTer Kronfeld: Danke, das du mich zum Interview eingeladen hast und ich darf dich hier im Metropolis auf meiner Regin begrüßen, auf der ich zu 60% meine RL Arbeiten und zu 40% meine in den virtuellen Welten produzierten Objekte, zeige.

Zu deiner Frage: Ja, ich stecke auch in Vorbereitungen zum FdL und andererseits auch in laufenden Verwirklichungen von den Ideen, die einem so tagtäglich durch den Kopf geistern.

Hydors Golem: Beschäftig dich im Moment ein Thema besonders?

ChapTer Kronfeld: Ich werde dem Thema des diesjährigen Festivals ‚Pixelgedanken‘, in den zwei virtuellen 3D Plattformen, SL und Metropolis, je eine weiträumige Kunstpräsentation widmen. Diese 3D Installationen werden sich in Größe und Interpretation,in den beiden Grid’s, unterscheiden. Inmitten der beiden künstlerischen Werke werde ich auch Lesungen, meiner Prosa und Lyrik, life in Voicetechnik, vortragen.

… diese Vorbereitungen laufen zeitlich mal intensiver und auch mal langsamer …

Hydors Golem: du nutzt also alle Möglichkeiten die dir die virtuellen Welten bieten? Was ist dir besonders wichtig am/beim FDL ?

ChapTer Kronfeld: Ja, denn als ich zu Beginn 2007 in einer TV-Reportage im Rahmen der damaligen CeBit ,von einem ‚‚Spiel‘‘ mit Namen Second Life hörte, schnupperte ich dort mal so rein … . Das erste Jahr war geprägt von Staunen und ‚learning by doing‘. Mehr und mehr erkannte ich hier Möglichkeiten audiovisueller Gestaltungen. Seit diesen Anfängen nutze ich diese Plattform als wunderbar kreatives Werkzeug.

Die virtuellen Welten generell, und im speziellen das FdL, in dem ich mich diesen Herbst zum dritten mal einbringe, gibt mir , die Möglichkeit, mich als Veranstalter, selbst zu kuratieren >grinz> . Also als Kunstschaffender nutze ich das FdL, gleich wie auch den übrigen virtuellen Gesamtrahmen, zu allen Tages- und Jahreszeiten, um mich der Öffentlichkeit wahrlich zu öffnen. Das oberste Gebot für einen Künstler ist es ja, sich innen- und außenwändig mit allen Fasern zu präsentieren. Und hier bietet mir das 3D-Web, ähnliche Bedingungen, wie in dem realen Leben. Zweifellos bin ich bei dieser fünftägigen Mammutveranstaltung auch ein Besucher der wesentlichen, sehr spannungsreichen Programmpunkte. Vielleicht habe ich soviel Sitzleder, das ich alle Veranstaltungen mitbekomme 😉

Hydors Golem: ja dieses Mal geht das FdL ja über 5 Tage und zwei Virtuelle Welten. Du hast ja schon angeschnitten was du uns so alles als Teilnehmer zeigst, hast du dennoch einen Schwerpunkt?

ChapTer Kronfeld: Ja, ich werde dem Thema des diesjährigen Festivals ‚Pixelgedanken‘, in den zwei virtuellen 3D Plattformen, SL und Metropolis, je eine weiträumige Kunstpräsentation widmen. Diese 3D Installationen werden sich in Größe und Interpretation,in den beiden Grid’s, unterscheiden. Inmitten der beiden künstlerischen Werke werde ich auch Lesungen, meiner Prosa und Lyrik, life in Voicetechnik, vortragen.

In SL findet dieses Gesamtwerk auf einer Dreiecksfläche in Größe einer sechstel Region statt, so lala zehntausend Quadratmeter. Es besteht aus einer Menge an Mauerstücken, den ‚Pixeln‘, die wie vom Himmelgefallen über- und durcheinander herumliegen und dennoch manchen Durchgang den Besuchern lassen. Bei Annäherungen an bestimmten Punkten, werden die wahren ‚Helden‘ der virtuellen Welt gerezzt. Es sind dies die minimalsten Elemente, die Pixel, ohne Textur, durchsichtig und nur zusammengehalten von geometrischen Linien (je in den drei Farben RGB), die die kleinsten Flächen andeuten.

In Metropolis zeige ich eine komplette begehbare Region, Ca. 65000qm², auf der ich für eine andere Veranstaltung im Frühjahr dieses Jahres, zehntausend Würfel mit je einer Kantenlänge von 2,55m gebaut habe. Diese Hexaeder, als Pixel, liegen mathematisch exakt aneinander, in der Anordnung 100 x 100 Stück. Alle Kuben sind einfarbig coloriert. Nur aus der Vogelperspektive auf die gesamte Regionsfläche ergibt sich ein erkennbares gepixeltes Bild.

Hydors Golem: Wow das hört sich nach einer Menge Arbeit an!

ChapTer Kronfeld: Na gut, die Arbeit hier in Metropolis, habe ich ja schon im Frühjahr erledigt (haha) , und in SL, ist diese Installation auch so gut wie fertig .. in SL habe ich schon alles in einer größeren Höhe aufgebaut und brauche es dann nur noch zum Eröffnungstag, auf die Besucherebene in der Gänze zu verschieben … Aber alles in allem: jedes Projekt frisst sehr sehr viele reale Lebenszeit in der man aber aufgehen kann.

Hydors Golem: ja die Zeit fliegt beim Bauen, das hat mir mein eigenes kleines Experiment mit OpenSim gezeigt, aber es macht eine Menge Spaß.

ChapTer Kronfeld: Genau, es ist diese deine Erfahrung, das ‚Brot‘, der Motor, das eine Region mit Leben erfüllt und so die Grenzüberschreitung zwischen Realem Leben und Virtuellem Schaffen in beiden Richtungen zu der Verwirklichung des Individuums führen kann, bzw. sollte.

Und ich muss dir ergänzen, ich hätte vor sieben Jahren, als ich in einer Fernsehreportage über die damalige Cebit von einem Spiel namens Second Life hörte, nie dran gedacht , das ich als alter Knabe noch heute, jede Zeiteinheit in SL oder Metro, nie als verlorene Lebenszeit empfinde.

Das erste Jahr war geprägt von Staunen und ‚learning by doing‘. Mehr und mehr erkannte ich hier Möglichkeiten audiovisueller Gestaltungen. Seit diesen Anfängen nutze ich diese Plattform als wunderbar kreatives Werkzeug.

Hydors Golem: was reizt dich besonders an den virtuellen Welten das Zusammenspiel aller Aspekte? Es scheint ja eine Verschiebung/Erweiterung hin zum Ton gegeben zu haben …

ChapTer Kronfeld: diesen verwendeten Begriff „audiovisuell“, sehe ich mehr global, als er definitiv in der Kommunikation offiziell verwendet wird. Für mich ist die schwingende Leinwand, das Leinen selbst, als Malgrund, bedeutender , als das fertige Bild in Struktur und Aussage, wenn ich in Inspiration mit dem nachgebenden Pinsel die pastose, puddinggleiche Ölfarbe auf den Malgrund auftrage und so durch die Schwingung des Leinen eine Kommunikation über den ganzen Malprozess in Gang halten kann. Auch ist für mich das gesprochene Wort eine Kommunikation, gleich dem vorbesagten Beispiel , wenn es auf eine Basis trifft, also auf das Trommelfell des Hörenden , der mir durch körperlichen Emotionen, gleich der schwingenden Leinwand , das Gefühl der Verwirklichung gibt.

Also , mein Wortbeitrag, ist für mich das Gleiche, wie mein Mal- oder Zeichenbeitrag … und hier mache ich im Grunde keine Unterscheidung, zwischen der virtuellen Welt und der realen Welt.

Um es nochmal auf einen Punkt zu bringen, Bevor es Computertechnik gab, habe ich schon gemalt und gezeichnet und war bei diesem Prozess in meiner ‚eigenen‘ Welt der Phantasie. Was kann es anderes sein, wenn ich anstelle dieser Kopfwelt mit Worten oder mit Formen und Farben oder mit Tätigkeiten in den heutigen 3D Welt meine Phantasie als Kommunikation, ausdrücke.

Hydors Golem: also fast eine Form von Zen in der Kunst? (Der Weg ist das Ziel).

ChapTer Kronfeld: Genau… der Prozess des Verwirklichen, das Tun an sich, ist das Ziel

Hydors Golem: Wow ich glaube dem kann man nicht viel hinzufügen. Vielen Dank für das Interview und ich bin auf deine Performance auf dem FDL gespannt!

ChapTer Kronfeld: Ich möchte mich auch bedanken für deine guten Fragen, die mir diese sechzig Minuten, wie ein paar Sekunden erscheinen lassen … Genau das zeigt mir wieder meine These, es gibt keinen Trennung und keinen Unterschied des Lebens allgemein, zwischen der sogenannten realen Welt und der Virtuellen… Leben ist geprägt von Geist … Geist ist erfüllt von Phantasie … Phantasie ist virtuell .. ergo Leben ist Lebn, egal wo du gerade mit deinem Körper oder Geist bist 🙂

Und damit sollten alle Avatare eine kleine Argumentationshilfe haben, wenn sie inworld sind und dann von nervigen Ehepartnern oder Freunden mit dem stereotypen. ’sitzt du schon wieder an dem unrealistischen Püppchenspiel‘ … >lacht> bedacht werden ..

Hydors Golem: wenn man hier so kreativ ist wie du, auf jeden Fall!

ChapTer Kronfeld: Jeder ist kreativ… das historische Statement von Beuys gilt auch abgewandelt hier:

Jeder ist Kreativer, wenn er einen Kubus gerezzt hat …

Snapshot_Chapter_001

Snapshot_Chapter_002

Snapshot_Chapter_006

Snapshot_Chapter_005

Snapshot_Chapter_007

 

Dieser Beitrag wurde unter Interview, Virtuelle Welten veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.